In einer noch nie dagewesenen Entdeckung haben Forscher in Indonesien dokumentiert, wie ein Sumatra-Orang-Utan eine Heilpflanze zur Behandlung einer Wunde in seinem Gesicht verwendet hat. Dies ist der erste Fall, in dem ein wild lebendes Tier absichtlich eine medizinische Substanz zur Heilung einer Verletzung verwendet.

Der männliche Orang-Utan namens Rakus wurde dabei beobachtet, wie er Blätter der Akar Kuning-Pflanze kaute und den Saft vorsichtig auf seine Wunde im Gesicht auftrug.

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass einige Primaten sich selbst behandeln, indem sie Pflanzen zu sich nehmen, aber dies ist der erste bekannte Fall, in dem ein wildes Tier eine Heilpflanze äußerlich zur Wundbehandlung verwendet. Ein Artikel, der diesen Durchbruch beschreibt, wurde in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Die Forscher glauben, dass Rakus dieses Verhalten durch Beobachtung oder aus Versehen erlernt haben könnte, während sie die Pflanze fraßen.

Die Orang-Utans an diesem Ort fressen die Pflanze nur selten. Es kann jedoch vorkommen, dass sie sich beim Fressen der Pflanze versehentlich die Wunden berühren und so unabsichtlich den Saft der Pflanze auf ihre Wunden auftragen.

Caroline Schuppli

Orang-Utans nutzen die Natur zur Heilung

Akar kuning, auch bekannt als Fibraurea tinctoria, wird in der traditionellen Medizin aufgrund seiner entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt. Die von Rakus behandelte Wunde war innerhalb von fünf Tagen geschlossen und nach einem Monat vollständig verheilt.

Wissenschaftler studieren Orang-Utans in Indonesien bereits seit 1994, aber dies ist das erste Mal, dass sie ein solches Verhalten beobachten konnten. Das Team analysiert nun die chemische Zusammensetzung von Akar Kuning, um besser zu verstehen, wie es die Wundheilung unterstützt.

Dieser Befund unterstreicht die auffallenden Parallelen zwischen Orang-Utans und Menschen hinsichtlich ihrer Fähigkeit, natürliche Heilmittel zur Selbstheilung einzusetzen. Rakus‘ Tätigkeit könnte wertvolle Einblicke in die Evolution der Selbstmedikation und die Ursprünge der modernen Medizin liefern. Daher setzen die Forscher ihre Beobachtungen von Rakus und anderen Orang-Utans fort, um ein besseres Verständnis dieses Verhaltens zu erlangen.

Die faszinierende Entdeckung, dass ein Sumatra-Orang-Utan zur Selbstheilung auf eine Heilpflanze zurückgriff, unterstreicht den bemerkenswerten Einfallsreichtum und die kognitiven Fähigkeiten dieser außergewöhnlichen Primaten, die die Herausforderungen ihres natürlichen Lebensraums meistern.